Wolf

Canis lupus

Wolf

Canis lupus

Der Wolf kann sehr unterschiedliche Fellfarben haben, von schwarz über grau, braun und rötlich bis weiß. Meistens sind Bauch, Brust und Schnauze heller gefärbt als der restliche Körper.
Weibchen sind mit einer Körpergröße von 110cm, einer Schulterhöhe von 60-80cm und einem Gewicht von 30-50kg kleiner und leichter als Männchen, die 140cm lang, 70-90cm hoch und 40-70kg schwer werden können. Die Länge des Schwanzes, Rute genannt, beträgt ein Drittel der Körperlänge.

Wo lebt der Wolf?

Ursprünglich war der Wolf das Großsäugetier mit der weltweit größten Verbreitung. Verschiedene Unterarten des Wolfes lebten nämlich flächendeckend in Nordamerika, Europa, Asien und Nordafrika, also auf der gesamten Nordhalbkugel!
In Europa lebt der Grauwolf. Weil der Mensch ihn aber als Raubtier, das Menschen und Nutztiere angreift, fürchtete, wurde der Wolf in vielen europäischen Ländern gejagt. In Deutschland wurde er dadurch vor ungefähr 150 Jahren ausgerottet.
Die meisten Wölfe in Europa findet man heute im Osten, im Bereich des Balkangebirges und im Baltikum. Von dort wandern sie langsam auch wieder in Richtung Mitteleuropa und Deutschland. Auch in Italien und Spanien gibt es größere Populationen.

Wölfe sind sehr anpassungsfähig, was ihren Lebensraum betrifft. Alles, was sie brauchen, sind genügend Beutetiere und Rückzugsräume. So können sie ebenso in den arktischen Tundren Russlands wie in den Wüsten und Halbwüsten Amerikas und Asiens überleben. In Europa leben sie vorwiegend im Grasland und in den Wäldern.

Wie alt kann der Wolf werden?

Ein Wolf kann in freier Wildbahn 10-13 Jahre alt werden. Allerdings ist die Sterblichkeit vor allem unter Jungtieren ziemlich hoch. In den ersten zwei Lebensjahren können bis zu 50% der jungen Wölfe durch Hunger oder Krankheiten sterben.
In Gefangenschaft können Wölfe ein Alter von 18 Jahren erreichen.

Wie lebt der Wolf?

Wölfe sind sehr sozial eingestellt. Sie leben in Familienrudeln. Das Elternpaar bekommt jedes Jahr zwischen April und Mai 4 bis 6 Welpen. Die Welpen sind nach ungefähr 10 Monaten ausgewachsen, bleiben aber 2 bis 3 Jahre bei den Eltern und helfen ihnen bei der Aufzucht der neuen Welpen. Erst mit dem Erreichen der Geschlechtsreife verlassen sie das Rudel, um einen Partner zu finden und mit ihm ein eigenes Rudel zu gründen. Dabei können sie viele tausend Kilometer wandern!

Jedes Rudel hat sein eigenes Revier. Zur Abgrenzung des Reviers gegen Eindringlinge setzen die Wölfe in regelmäßigen Abständen Harnmarkierungen an einzeln stehende Bäume oder Sträucher. Auch das Heulen, oft von allen Rudelmitgliedern gleichzeitig, markiert das Revier.

Wölfe jagen immer im Rudel. Schon aus weiter Ferne nehmen sie den Geruch eines Beutetiers auf. Dann verfolgen sie diese Duftspur und versuchen, sich dem Tier unbemerkt zu nähern. Gelingt das, werden kleinere Tiere mit einem einzigen Biss in ihre Kehle getötet. Bei größeren Tieren greifen mehrere Wölfe erst die Beine und Flanken an, bevor sie das Tier mit Kehlbissen töten. Der Körper wird nahezu vollständig aufgefressen.

Was frisst der Wolf?

In Europa ernähren sich die Wölfe hauptsächlich von größeren Wildtieren wie Rehen, Rothirschen und Wildschweinen; ab und zu stehen auch Hasen und Kaninchen auf dem Speiseplan. Je nach Verbreitungsgebiet kann diese Zusammensetzung aber unterschiedlich sein. Wo Elche, Bisons und Rentiere leben, gehören auch sie zur Beute der Wölfe.
Weil es für sie einfacher ist, jagen Wölfe vor allem Jungtiere sowie die alten, kranken und schwachen Tiere. Dadurch halten sie den Bestand der Beutetiere gesund und erfüllen so eine wichtige Rolle im Ökosystem.

Nutztiere wie Schafe und Rinder werden in der Regel nur von Wölfen gerissen, wenn sie nicht durch Zäune geschützt und deshalb eine leichte Beute sind.

Ab und zu fressen Wölfe auch Früchte, z. B. Äpfel.

Besonderes

Früher wurde der Wolf von Völkern, die von der Jagd lebten, verehrt. Er war ein gleichwertiger Konkurrent um Nahrung, seine Eigenschaften wie Schnelligkeit, Ausdauer und Geschicklichkeit wurden bewundert. Manchmal wurde er sogar als Beschützer betrachtet.

Der Wolf hat außergewöhnlich gute Sinne. Sie sind ungefähr 1000-mal besser als die des Menschen. Ein Wolf kann das Geheul anderer Wölfe in 9 Kilometern Entfernung hören! Genauso beeindruckend ist sein Geruchssinn: Mit diesem kann er Beutetiere erschnüffeln, die mehr als 2 Kilometer entfernt sind!

Seit dem Mittelalter wandelte sich die Beziehung zwischen Mensch und Wolf. An die Stelle von Verehrung und Respekt traten Angst und Ablehnung.
Die Menschen drangen immer tiefer in die Wälder ein und machten dort Jagd auf Wildtiere wie Reh und Rothirsch, die Lebensgrundlage der Wölfe. Im Gegenzug kamen auch die Wölfe näher an die Menschen heran, sie rissen Schafe und Rinder und griffen manchmal auch Menschen an. Der Wolf bekam den Ruf einer bösen Bestie, die den Menschen das Essen stiehlt. So begann eine Ausrottungskampagne, die 1845 in Sachsen mit der Erschießung des letzten deutschen Wolfs endete. Danach wurden nur noch einzelne junge Tiere erlegt, die auf der Suche nach einem Partner aus den Nachbarländern über die deutsche Grenze wanderten.

Ähnlich wie in Deutschland wurde der Wolf auch in anderen Ländern bis zur Ausrottung gejagt, sodass man ihn in den 1970er-Jahren weltweit unter Schutz stellte. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 bekam der Wolf hier den Schutzstatus „streng geschützt“. Dieses Umdenken trug Früchte: In den folgenden Jahren wurden wieder vereinzelt Wölfe in Deutschland nachgewiesen. Sie wanderten aus unseren Nachbarländern im Osten, vor allem aus Polen, ein.

Im Jahr 2000 gab es dann den ersten deutschen Wolfsnachwuchs auf einem Truppenübungsplatz in der Lausitz in Sachsen. 2015 wurden schon 31 Rudel auf deutschem Gebiet gezählt, hauptsächlich leben sie in Sachsen, Brandenburg und Niedersachsen. Mittlerweile wird der Wolf wieder als „vom Aussterben bedroht“ in der deutschen Roten Liste der bedrohten Tierarten geführt.

Geschrieben von Lena Seifert