Eine Brandgans ist ungefähr 60cm lang. Man kann sie sehr leicht an ihrem bunten Federkleid erkennen. Der Körper ist weiß, Hals und Kopf dagegen schwarz. Um die Brust trägt die Brandgans einen breiten, rotbraunen Ring. Von diesem Ring aus verlaufen über die Flügel auf dem Rücken zwei schwarze Streifen. Der Schnabel einer Brandgans ist leuchtend rot, die Beine sind hellrot.
Männchen und Weibchen unterscheiden sich in Größe und Gewicht voneinander. Die Weibchen sind meist kleiner und leichter. Außerdem trägt das Männchen auf dem Schnabel noch einen roten Stirnhöcker.
Wo lebt die Brandgans?
Brandgänse sind in Europa fast ausschließlich an den Küsten verbreitet. Sie brüten um Großbritannien und Irland und von der französischen Atlantikküste über die Nordsee und um Dänemark herum bis in die westliche Ostsee. Kleinere Vorkommen liegen an den Küsten des Schwarzen und Kaspischen Meeres in Südosteuropa und Westasien. Im Wattenmeer der Nordsee überwintern jedes Jahr große Scharen von Brandgänsen aus Skandinavien, Polen und dem Ostseeraum.
Außerhalb der Brutzeit lebt die Brandgans an der freien Küste auf Sand- oder Schlammflächen, die nicht von den Gezeiten beeinflusst werden. Zur Brutzeit zieht sie sich in Buchten, Bodden und Flussmündungen zurück. In Deutschland dringen Brandgänse unabhängig von der Brutzeit immer weiter ins Binnenland ein und erschließen sich so neue Lebensräume, z. B. in den Rieselfeldern bei Münster oder entlang der Elbe bis nach Dessau in Sachsen.
Wie alt kann die Brandgans werden?
Im Durchschnitt werden Brandgänse 4,5 Jahre alt. Die älteste beringte Brandgans war sogar dreimal so alt, nämlich 14,5 Jahre.
Wie lebt die Brandgans?
Die Weibchen der Brandgans werden mit 2 Jahren geschlechtsreif, Männchen erst später mit 4-5 Jahren. Sie balzen von Februar bis April, Brutzeit ist von März bis Juli. Brandgänse brüten in Höhlen. Sie graben die Höhlen aber nicht selbst, sondern suchen sich leere Kaninchenhöhlen oder Fuchsbauten in den Dünen. Es werden 7-12 weiße Eier gelegt, die das Weibchen ganz alleine ausbrütet. Das Männchen bewacht die Höhle und begleitet das Weibchen, wenn es Nahrung suchen geht. Nach 30 Tagen Brut schlüpfen die kleinen, schwarz-weiß gezeichneten Küken. Rund 50 Tage lang werden sie von den Altvögeln geschützt, dann sind sie flügge und selbstständig.
Während der Mauser im Sommer fällt das alte Gefieder der Brandgänse aus und ein neues wächst nach. Die Schwungfedern der Flügel fallen alle gleichzeitig aus, sodass die Brandgans bis zu vier Wochen lang nicht fliegen kann. Sie muss also vor Beginn der Mauser an einen sicheren und vor allem nahrungsreichen Platz ziehen, um diese Zeit unbeschadet zu überstehen.
Manche Brandganspaare müssen schon so früh in die Mausergebiete ziehen, dass sie ihren Nachwuchs nicht bis zum Flüggewerden betreuen können. Dann schließen sich die zurückgebliebenen Küken zu sogenannten „Kindergärten“ mit bis zu 100 Jungvögeln zusammen. Betreut werden sie von Altvögeln ohne eigene Brut, weil diese erst spät im September mausern.
Was frisst die Brandgans?
Brandgänse fressen kleine Muscheln und Schnecken, Würmer, Insekten und Wasserpflanzen. Im deutschen Wattenmeer besteht ein Großteil ihrer Nahrung aus Herzmuscheln. Um an die heranzukommen, trampeln sie mit ihren Füßen auf den Boden und wühlen mit ihrem Schnabel im Watt. Deshalb ist ihre Nahrungssuche sehr von den Gezeiten, also Ebbe und Flut, abhängig. Denn nur bei Ebbe kommen die Brandgänse an den Meeresboden, in dem Muscheln und andere Kleintiere leben. Die Flut müssen sie auf Sandbänken, Dünen oder Strandwiesen abwarten.
Besonderes
Brandgänse werden manchmal auch als Brandenten bezeichnet. Das liegt daran, dass sie zur Familie der Entenvögel, aber zur Unterfamilie der Halbgänse gehören. Sie haben sowohl Merkmale von Gänsen, wie das gleiche Aussehen von Männchen und Weibchen und der relativ lange Hals, als auch Entenmerkmale, wie die Ernährung von Kleintieren und das sehr bunt gefärbte Gefieder.
Das Wattenmeer vor der deutschen Nordseeküste hat für die Mauser der Brandgänse eine sehr große Bedeutung. In Europa liegt das größte „Mauserzentrum“ der Brandgänse im Wattenmeer, genauer auf der Sandbank „Großer Knechtsand“ zischen Weser- und Elbmündung und rund um die Insel Trischen. Mitte August kannst du dort bis zu 200.000 Tiere beobachten, die aus ganz Europa kommen und die idealen Bedingungen am Wattenmeer nutzen.
Wenn zur Brutzeit zu wenig Bruthöhlen zur Verfügung stehen, legen Brandgänse Gemeinschaftsnester an. In diesen Nestern können bis zu 50 Eier liegen!
Schutz
Die Brandgans wird in der Roten Liste Deutschlands als „nicht gefährdet“ eingestuft.
Bei einem starken Bestandseinbruch im 19. Jahrhundert verkleinerte sich ihr Ausbreitungsgebiet und die Brandgans verschwand als Brutvogel in Schweden und Finnland. Seitdem wird sie aber in vielen nord- und mitteleuropäischen Ländern ganzjährig geschützt. Heute gibt es wieder sehr viele Brandgänse.
Allerdings wird sie in Mitteleuropa durch den Klimawandel bedroht: Durch die Erwärmung verschiebt sich ihr Lebensraum immer weiter nach Norden. In hundert Jahren wird die Brandgans dann wahrscheinlich nicht mehr bei uns in Deutschland brüten.