Graureiher

Ardea cinerea

Graureiher

Ardea cinerea

Graureiher werden bis zu einem Meter groß und wiegen ein bis zwei Kilogramm. In der Regel sind die Männchen ein bisschen größer als die Weibchen. Die Flügelspannweite kann 2 Meter betragen. Kopf und Hals sind weiß bis gräulich gefiedert, auf dem Kopf sitzen zusätzlich schwarze, lange Schopffedern wie ein kleiner Federbusch. Der restliche Körper ist mit grauen Federn bedeckt.
Der Schnabel eines Graureihers hat eine spitze, dolchartige Form und ist von gelb-oranger Farbe.

Wo lebt der Graureiher?

Der Graureiher kommt in den mittleren und südlichen Regionen Asiens, Europas und Afrikas vor. Gerade in Mitteleuropa ist er ein häufiger Brutvogel und bleibt meist auch das ganze Jahr an seinem Brutplatz. Aus weiter östlich und nördlich gelegenen Gebieten zieht der Graureiher im Winter nach Süden über Südeuropa bis Afrika.

Graureiher benötigen Flachwasserzonen für ihre Suche nach Nahrung. Diese finden sie oft im Flachland. Ob dasWasser aber Süß- oder Salzwasser ist, ist ihnen egal. So findet man sie an Seeufern und Flüssen genauso wie an Flussmündungen und Stränden an der Küste. Auch Sümpfe, Schilfgürtel und Überschwemmungszonen bieten ihnen geeignete Bedingungen. Häufig leben sie auch an von Menschen geschaffenen Gewässern wie Staugewässer, Reisfelder oder Fischteiche. Als Platz zum Ruhen und Brüten brauchen sie hohe Bäume in der Nähe der Gewässer.

Wie alt kann der Graureiher werden?

Graureiher können in freier Wildbahn bis zu 25 Jahre alt werden. Der älteste beringte Vogel war sogar 35 Jahre alt! Doch nur die wenigsten Graureiher werden wirklich so alt. Viele Jungvögel überleben nicht einmal ihr erstes Lebensjahr. Schon in den ersten sechs Lebensmonaten sterben bis zu 70% der jungen Reiher.

Wie lebt der Graureiher?

Graureiher werden mit zwei Jahren geschlechtsreif. Sie brüten hoch oben in den Bäumen. Die Nester bestehen aus lose zusammengesteckten Gräsern und Reisig und liegen teilweise sehr dicht beieinander. Es können sich ganze Reiherkolonien mit mehreren hundert benachbarten Nestern bilden. Zwar versuchen die Graureiher ständig, sich gegenseitig das Nistmaterial wegzunehmen, wenn sich aber ein Angreifer der Kolonie nähert, verteidigen alle gemeinsam die Nester.

Ab März werden die blaugrünen Eier gelegt. Nach ungefähr einem Monat schlüpfen die Jungen, die nach zwei weiteren Monaten flugfähig und selbstständig werden.

Während der Jagd zeigen Graureiher besondere Ausdauer. Um im Wasser vorbeischwimmende Fische fangen zu können, waten sie entweder ganz langsam durch das Wasser oder stehen stundenlang bewegungslos an einer Stelle. Kommt ihnen dann ein Fisch zu nah, stoßen sie plötzlich mit ihrem Schnabel zu und packen den Fisch. Auf die gleiche Weise fangen sie auch Mäuse oder kleine Reptilien an Land.

Was frisst der Graureiher?

Das Hauptnahrungsmittel des Graureihers ist Fisch. Deshalb wird er manchmal auch als Fischreiher bezeichnet. Er frisst aber auch Amphibien, Kleinsäuger, Reptilien, Jungvögel und Insekten.

Besonderes

Graureiher gleiten mit langsamen Flügelschlägen majestätisch durch die Luft. Ihren langen und schlanken Hals ziehen sie dabei in S-Form an ihren Körper heran. So sieht es von weitem aus, als ob sie gar keinen Hals hätten. Durch dieses typische Flugbild kann man sie leicht erkennen.

Im Gegensatz zu den meisten Vogelarten besitzen Graureiher keine Bürzeldrüse, deren Sekret das Gefieder pflegt und es wasserabweisend macht. Stattdessen haben sie an bestimmten Stellen des Körpers sogenannte Puderdunen. Das sind Federn, die zu einem Puder zerfallen, welches die Graureiher dann mit ihrem Schnabel über das ganze Gefieder verteilen. Das Puder hat den gleichen Effekt wie das Sekret aus der Bürzeldrüse, es macht das Gefieder wasserabweisend und entfernt Öl und Fett.

Schutz

Im 19. Jahrhundert wurden Graureiher gejagt, weil die Menschen sie als Konkurrenz zur Fischerei sahen. Außerdem ist ihr Lebensraum auch durch den Menschen immer kleiner geworden. Die Bestände der Graureiher gingen daraufhin stark zurück. Seit den 1970er-Jahren wurde die Jagd verboten und die Bestände erholten sich.

Heute gelten Graureiher als nicht gefährdet. Trotzdem werden sie durch Störungen an ihren Brutplätzen und die immer weitergehende Verkleinerung ihres Lebensraums bedroht.

Geschrieben von Lena Seifert